Hauptsynagoge Mainz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Außenansicht der Hauptsynagoge von 1912
Innenansicht der Hauptsynagoge von 1912

Die Mainzer Hauptsynagoge war eine Synagoge der Mainzer jüdischen Gemeinde, an der Straßenecke Hindenburgstraße / Josefsstraße in der Mainzer Neustadt gelegen. Sie wurde zwischen 1911 und 1912 erbaut, beim Novemberpogrom 1938 in Brand gesetzt und einige Tage später gesprengt. Dennoch sind einige Fragmente der Architektur erhalten geblieben und 1988 als Mahnmal am ursprünglichen Platz wieder aufgestellt worden.


Außenansicht der Hauptsynagoge von 1853
Innenansicht der Hauptsynagoge von 1853

Die erste, 1853 eingeweihte Hauptsynagoge in der damaligen Synagogenstraße wurde nach den Plänen von Ignaz Opfermann errichtet.[1] Sie erhielt als Ausdruck ihrer Liberalität im selben Jahr eine Orgel von Bernhard Dreymann, eine der ersten Synagogenorgeln in Deutschland.[2] Wegen der Orgel und anderer Reformen versammelten sich die orthodoxen Juden in einem anderen Betraum und errichteten 1856 eine eigene Synagoge.[1] Gegen Ende des Jahrhunderts wurde die Hauptsynagoge für die wachsende Gemeinde zu klein und der Vorstand der jüdischen Gemeinde beschloss einen Neubau. Aus dem dafür 1910 ausgelobten Architekturwettbewerb ging der mit einem von zwei 1. Preisen prämierte Entwurf des Stuttgarter Architekten Willy Graf hervor, der 1911–1912 ausgeführt wurde. Die Grundsteinlegung fand am 4. August 1911 statt, und bereits am 3. September 1912 konnte die Synagoge eingeweiht werden. Rabbiner Siegmund Salfeld hielt die Einweihungspredigt.[3]

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die jüdische Gemeinde in Mainz mehr als 3.000 Mitglieder.[4] Nach dem Krieg gab es in Mainz nur noch 57 Juden. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Hauptsynagoge in Brand gesteckt und anschließend am 17. November auf Anordnung des Bauamts gesprengt.

Fragmente der Vorhallenkolonnade der ehemaligen Hauptsynagoge, 1910–12. Im Hintergrund die Neue Synagoge Mainz

Übrig vom Gebäude blieben Fragmente der Säulenhalle, die 1988 als Baudenkmal in der Hindenburgstraße 44, heute Synagogenplatz, aufgestellt und im Zuge des Synagogenneubaus restauriert wurden.

  • Programm für die Einweihung der Synagoge Bet Tefilat Yisra'el zu Mainz am 26. Mai 5639 (1879). Mainz 1879.
  • Zur Einweihung der neuen Synagoge. Mainz, den 3. September 1912. Festgottesdienstordnung. Mainz 1912 (Digitalisat).
  • Festschrift zur Einweihung der Neuen Synagoge in Mainz, 3. September 1912. Mainz 1912 (Digitalisat).
  • Siegmund Salfeld: Blätter zur Erinnerung an die Einweihung der neuen Synagoge in Mainz. Mainz 1913.
  • Ingrid Westerhoff: Die Synagoge von Ignaz Opfermann von 1853. In: Die Mainzer Synagogen. Ein Überblick über die Mainzer Synagogenbauwerke mit ergänzenden Beiträgen über bedeutende Mainzer Rabbiner, das alte Judenviertel und die Bibliotheken der jüdischen Gemeinden. Verein für Sozialgeschichte, Mainz 2008, S. 49–61.
  • Dieter Krienke: Eine Zierde unserer geliebten Vaterstadt. Die Mainzer Hauptsynagoge von Willy Graf (1912). In: Die Mainzer Synagogen. Ein Überblick über die Mainzer Synagogenbauwerke mit ergänzenden Beiträgen über bedeutende Mainzer Rabbiner, das alte Judenviertel und die Bibliotheken der jüdischen Gemeinden. Verein für Sozialgeschichte, Mainz 2008, S. 89–117.
  • Gabriele Ziethen: Gedanken zur alten Synagoge in der Vorderen Synagogenstraße, Mainz. In: Mainzer Zeitschrift 98, 2003, S. 125–132.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Zur Geschichte der 1853 eingeweihten Hauptsynagoge auf Alemannia Judaica; abgerufen am 5. Oktober 2017; Ingrid Westerhoff: Die Synagoge von Ignaz Opfermann von 1853. In: Die Mainzer Synagogen. Mainz 2008, S. 49–61.
  2. Achim Seip: Einführung der Orgel in den jüdischen Gottesdienst, abgerufen am 20. Oktober 2017.
  3. Michael Kläger: Mainz auf dem Weg zur Großstadt (1866–1914). In: Mainz. Die Geschichte der Stadt. Verlag von Zabern, Mainz 1998, S. 467.
  4. Hedwig Brüchert: Magenza – die Geschichte des jüdischen Mainz 1000 Jahre jüdisches Mainz – ein Überblick Vollständige Neubearbeitung der Fassung auf der CD: 2000 Jahre Mainz – Geschichte der Stadt digital, erstellt am 28. Mai 2018.

Koordinaten: 50° 0′ 31,3″ N, 8° 15′ 33,5″ O